Handwerkskonjunktur gleicht sich der Gesamtwirtschaft an

Geschäftsklimaindex erstmals negativ. Erwartungen für den Sommer deuten auf Stabilisierung hin

In den vergangenen Jahren verzeichnete das Bremer Handwerk im Vergleich zur Gesamtwirtschaft stets eine leicht bessere Lage. Nun zeigt die Konjunktur-umfrage Frühjahr 2025 der Handwerkskammer Bremen eine Angleichung. Für das vergangene Winterhalbjahr bewerteten die Handwerksbetriebe ihre Situation deutlich kritischer als in den Umfragen der Vorjahre. Zum ersten Mal ist der Geschäftsklima-Index unter die Marke von 100 gefallen, auf aktuell 91 Punkte. Auf die kommenden Monate blicken die Betriebe aber verhalten optimistisch.

Diese und weitere Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage hat die Handwerkskammer Bremen heute (11. April) beim Malereibetrieb Hans Horr GmbH & Co. KG im Gewerbegebiet Haferwende vorgestellt.

Thomas Kurzke, Präses der Handwerkskammer Bremen, fasst die aktuelle Lage der Handwerks-betriebe in Bremen und Bremerhaven folgendermaßen zusammen: „Das Handwerk ist den Hochs und Tiefs der Weltwirtschaft naturgemäß nicht so stark ausgesetzt wie andere Wirtschaftszweige. Deshalb hat es sich in den vergangenen Jahren auch als vergleichsweise krisenfest gezeigt. Trotzdem bekommen auch wir jetzt die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage zu spüren, der Wind ist rauer geworden. Von einer tiefgreifenden Krise sprechen wir aber noch nicht, die Erwartungen für die nähere Zukunft sind etwas besser als die Rückschau auf den Winter.“

Die aktuelle Geschäftslage der befragten Betriebe zeigt ein negatives Gesamtbild. 19,3 Prozent der befragten Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, 52,6 Prozent bewerten ihre Situation als befriedigend und 28,1 Prozent stufen ihre Lage als schlecht ein. Die künftige Geschäftslage im bremischen Handwerk wird als verhalten optimistisch bewertet. So erwarten 17,5 Prozent der meldenden Betriebe eine bessere Geschäftslage, 65,8 Prozent rechnen mit einer befriedigenden Situation und 16,7 Prozent gehen von einer schlechter werdenden Lage aus. „Diese Verteilung deutet auf eine Stabilisierung hin“, erläutert Oliver Kriebel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Geschäftsbereichs Fachkräftesicherung und Betriebsführung der Handwerkskammer Bremen.

Der Blick auf die wirtschaftliche Lage der verschiedenen Handwerksbranchen zeigt deutliche Unterschiede. Oliver Kriebel: „Während die Betriebe des Bauhauptgewerbes und der Ausbaugewerke die Situation kritisch oder eher kritisch beurteilen, bewerten die Gewerke für den gewerblichen Bedarf, zu denen unter anderem technische Dienstleister und Zulieferer gehören, ihre Lage als stabil. Leicht positiv ist die Lage im Kfz-Handwerk sowie bei Friseur- und Kosmetikbetrieben.

Positiv sehen die Gesundheitshandwerke wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker und Orthopädietechniker oder -schuhmacher ihre Situation.“

Die Beschäftigungssituation im bremischen Handwerk war im Winter leicht rückläufig. 73,7 Prozent der teilnehmenden Betriebe haben eine konstante Mitarbeiterzahl gemeldet, 16,7 Prozent hatten einen Rückgang der Beschäftigten zu verzeichnen und 9,6 Prozent meldeten eine Zunahme der Beschäftigtenzahl. Im Sommer wird die Beschäftigung weitgehend stabil bleiben. Von einer konstanten Mitarbeiterzahl gehen 78,1 Prozent der befragten Betriebe aus, 14 Prozent erwarten einen weiteren Rückgang, während 7,9 Prozent von einem Anstieg ausgehen.

Die Umsatzentwicklung im Winter 2024/2025 zeigte eine deutliche Tendenz nach unten: jeder dritte Betrieb berichtete von gesunkenen Umsätzen, lediglich 12,3 Prozent konnten ihre Umsätze steigern Für den kommenden Sommer zeigen die Umsatzerwartungen ein ausgewogenes Bild. 61,4 Prozent der Betriebe erwarten konstante Umsätze und jeweils 19,3 Prozent rechnen mit steigenden oder sinkenden Umsätzen.

Der Auftragsbestand zeigt sich im aktuellen Berichtszeitraum rückläufig, die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt derzeit 9,4 Wochen. Im vergangenen Herbst lag die Auftragsreichweite noch bei 12,4 Wochen. Auch die durchschnittliche Kapazitätsauslastung sinkt deutlich. So lag sie im Sommer/Herbst 2024 noch bei 78,5 Prozent, für den Winter wird sie durchschnittlich über alle Gewerke mit 66,7 Prozent angegeben. Für die kommende Periode sind die Erwartungen bezüglich des Auftragsbestands überwiegend stabil. So rechnen 73,7 Prozent der Betriebe mit einem konstanten Auftragsbestand, jeder sechste Betrieb (16,7 Prozent) erwartet einen Rückgang und 9,6 Prozent gehen von einem steigenden Auftragsbestand aus.

Die Verkaufspreisentwicklung ist im Winterhalbjahr relativ konstant verlaufen. 62,3 Prozent der teilnehmenden Betriebe haben ihre Preise stabil gehalten, 17,5 Prozent haben die Preise erhöht, während 20,2 Prozent ihre Preise gesenkt haben. Diese Entwicklung deutet auf einen gewissen Preisdruck hin, denn in den vergangenen Perioden wurden in nahezu allen Gewerkegruppen regelmäßig steigende Preise gemeldet. Auch für den Sommer erwarten die bremischen Handwerksbetriebe eine gewisse Preisstabilität mit leichter Tendenz zum Rückgang der Verkaufspreise. 64,0 Prozent planen, ihre Preise unverändert zu lassen, 19,3 Prozent rechnen mit sinkenden Preisen und 16,7 Prozent erwarten steigende Preise. Der Preisdruck im bremischen Handwerk wird voraussichtlich weiter anhalten.

Die Investitionsbereitschaft zeigt sich analog zu den vergangenen Jahren recht verhalten, 64,9 Prozent der Betriebe haben ihre Investitionen konstant gehalten, 25,4 Prozent haben ihre Investitionen reduziert und 9,6 Prozent haben ihre Investitionen gesteigert. Auch im Sommer werden die Investitionen nicht deutlich erhöht, 20,2 Prozent der Betriebe werden die Investitionen weiter reduzieren, 14,9 Prozent der befragten Betriebe melden eine stärkere Investitionsbereitschaft. Oliver Kriebel: „Diese mangelnde Investitionsbereitschaft spiegelt die vorsichtige Haltung der Betriebe im Hinblick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung wider.“

11.04.2025

Oliver Brandt Pressesprecher Telefon 0421 30500-307 brandt.oliver@hwk-bremen.de

Hier den Konjunkturbericht Frühjahr 2025 nachlesen:

Download pdf Konjunkturbericht Frühjahr 2025 (823,57 KB)